Mamaaaa? – Was machen wir heute? Nr. 5

Nicht nach Läusen suchen!

Falls man der Corona-Krise überhaupt irgendetwas Positives abgewinnen kann, dann vielleicht die Tatsache, dass in den letzten Monaten die Schul- bzw. Kindergartenkopfläuse – mangels nichtvorhandener Nistmöglichkeiten in kindlichen Haarprachten – so gut wie ausgestorben waren.

Wer Kinder im läusefähigen Alter hat, konnte in den letzen Wochen aufatmen. Ich erinnere mich noch an Zeiten, da sind fast wöchentlich Läusewarnzettel aus der Schultasche gekommen und im Kindergarten wurde das „Wir haben Läuse“ –Schild gar nicht mehr abgenommen.

Als ich das erste Mal Läuse in den ellenlangen Haaren von Kind 1 entdeckt hatte, bin ich natürlich in die Apotheke und – ganz helikoptermamamäßig – mit einem Arm voller Läusemittel wieder heraus.  Es ist erstaunlich, was es mittlerweile alles zu kaufen gibt.  Läuseshampoo, Läusewaschmittel, Sprays für die Kindersitze im Auto, sogar ein Läuseabwehrspray habe ich damals erstanden. Das stinkt unglaublich und der Besprühte wird eher von Mitschülern und Kindergartenkumpels gemieden als von Läusen. Einzig und allein das Läuseshampoo hat sich bewährt, wobei Shampoo hier der falsche Begriff ist. Klebriges Öl trifft´s eher. Ist alles auf den Haaren verteilt (am besten auch noch auf den Haaren aller vorhandener Kinder), kommt der berüchtigte Läusekamm ins Spiel. Was bei längeren und zu Knoten neigenden, naturgelockten Haaren eine mittlere Katastrophe ist. Dementsprechend groß war das Geschrei und dementsprechend entnervt waren am Ende der Prozedur alle Beteiligten. Und eine Woche später dann die ganze Geschichte nochmal von vorne, damit auch wirklich die kleinste Nisse aus dem Haar vertrieben wird.

Als ich mich dann am Ende des Tages noch durch die läuseverseuchten Wäscheberge gekämpft habe, stand auf einmal die Nachbarin am offenen Waschküchenfenster und war erstaunt, zwecks der großen Menge an diversen Wäschestücken. Als ich ihr von dem Läuseangriff erzählt habe, hat sie mir von ihren Lauserfahrungen, aus immerhin stattlichen 90 Lebensjahren berichtet.

Läuse gab´s wie Sand am Meer, jeder hatte sie, man hat irgendwie mit ihnen gelebt. Sie sind überall herumgekrabbelt, vor allem auf Samtoberteilen waren sie ganz besonders gut sichtbar. Natürlich gab´s keine Läusewarnzettel, auch kein Shampoo oder sonstigen Schnickschnack („… ja, wos glabst na du, dou is niat su vül Gsch…  gmacht worn!“). Die Oma und die Tante haben halt jeden Abend gesucht und gekämmt und den Ratschlag gegeben, weit weg von den allzu stark belausten Mitschülern zu bleiben. Haben die kleinen Viecher dann doch die Überhand in den Haaren gewonnen, hat die Tante kurzen Prozess gemacht. – Nein, nicht etwa Haare abrasiert – das war eher etwas für die Jungs. Petroleum war das Mittel der Wahl. Ja, richtig gelesen. Petroleum. Abends in den Haaren verteilt, musste es die Nacht über einwirken. Und weil niemand, mit nach Petroleum stinkenden Haaren im Haus schlafen durfte, wurden die Mädels kurzerhand in den Stodl ausquartiert und durften da die Nacht verbringen. „Naja, war ja Sommer!“, kam schulterzuckend am Ende der Erzählung von ihr.

In diesem Sinne genießen wir die noch läusefreie Zeit, denn eins ist sicher… they`ll be back.

Immerhin haben wir ja jetzt noch eine Alternative mehr, zumindest für mutige, abenteuerlustige Eltern und deren belauste Kinder!